Planetary Health Diet

Pflanzenbetont oder vegan? Was in Zukunft?

Der Begriff Planetary Health Diet hört sich für viele Menschen groß an: planetare Gesundheit und Diät – oh jeee, das ist das mit dem Klima und der Nachhaltigkeit und den ganzen Veganern. Gar kein Fleisch mehr, nur noch Superfoods und gerade in diesen Zeiten – das wird teurer.

Was steckt tatsächlich dahinter?

Planetary Health Diet ist eigentlich gedacht als der „Speiseplan der Zukunft“.1 Er wurde von der EAT-Lancet-Kommission erstellt und soll den Menschen und das Klima gleichermaßen schützen.

Kurz gefasst steht in diesem Konzept

  • Verzehr von Obst- Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Nüssen verdoppeln
  • Verzehr von Fleisch und Zucker halbieren
  • Lebensmittelabfälle reduzieren
  • Lebensmittelproduktion verbessern

Wichtig: Das Konzept richtig zu verstehen heißt, zu verstehen, dass es nicht um ausschließlichen Veganismus geht. Nachhaltiger essen ist die Idee. Eine möglichst geringe Auswirkung auf die Umwelt, mit Lebensmittelsicherheit und Gesundheit – junge Generationen wachsen damit auf und propagieren dieses Konzept mitunter schon lautstark. Eine wissenschaftliche Untersuchung/Befragung hat ergeben, dass die globale Ernährungssicherung, Biodiversität und die Stärkung der eigenen Gesundheit relevante Gründe für eine Verhaltensänderung und damit eine entsprechende Ernährungsweise seien.2

Besonderer Blick

Man schaut besonders auf den Fleischkonsum und seine Einschränkung. Ideal für das Klima wäre ein Rückgang von 75 %. Das bedeutet: von bislang ca. 220 g Fleisch pro Person täglich (!)3 wären das noch ca. 55 g Fleisch pro Person und Tag – das ist ungefähr ½ Hand Schnitzel oder Geschnetzeltes oder ½ Grillwurst. Für manche Menschen (noch) undenkbar – so scheint es.

Gewinner in dieser Situation: Produzenten von vegetarischen und veganen Fleischersatzprodukten. In 2021 stieg der Anteil im Vergleich zum Vorjahr um 17 % auf 97.900t – umgerechnet sind das nun ca. 270 g pro Tag. Die Inhaltsstoffe dieser Ersatzprodukte reichen von Weizeneiweiß (Gluten in Reinform) über Hülsenfruchtprotein (aktuell immer häufiger qualitativ eher minderwertiges Ackerbohnenprotein) bis hin zu „Kunst und Krempel“ aus dem Labor.

Die zentrale Empfehlung ist: Pflanzenbetonung. Das aber verstehen viele Menschen noch nicht per se. Pflanzenbasiert zu essen meint, 2/3 aus pflanzlichen Quellen zu wählen, und 1/3 aus tierischen Lebensmitteln, gerne hier Bioqualität sprich aus nachhaltiger Produktion.

Die Pointierung gerade der Jugendlichen und jungen Erwachsenen liegt derzeit in vielen Fällen jedoch noch auf der veganen Ernährung. Hier gilt in den nächsten Monaten und Jahren, Konkretion und Weitblick. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema zeigt nämlich: Die DGE-Empfehlung, wie man auch individuell dazu stehen mag, sind bereits pflanzenbetont ausgerichtet. Und dennoch ernähren sich die meisten Menschen in Deutschland so (noch) überhaupt nicht. Bleibt die Frage, wie rasch wir es schaffen, die nachhaltigen und auch globalen Ideen aus dem Konzept der planetaren Ernährung als Benefit für alle darzustellen.

Fazit

Pflanzenbetonung ist der Fokus, den die Menschen haben können und sollen. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • insgesamt geringere Energiedichte
  • hoher Ballaststoffanteil
  • (meist) weniger Fett
  • hoher Anteil an ungesättigten Fettsäuren
  • wertvolle Proteine
  • viele Vitamine und Mineralstoffe
  • hoher Anteil an sekundären Pflanzenstoffen
  • positiver Einfluss auf Mikrobiota

Sie unterstützt nachweislich die Blutzuckerregulation, Blutdruck-, Gewichtskontrolle, Darmtätigkeit, das Immunsystem, die Mikrobiota und sie schützt nachweislich das Herz-Kreislauf-System. Wir empfehlen Patient*innen und Interessierten eine pflanzenbasierte Ernährung öfter mal fleischfrei in der Woche zu essen und den regelmäßigen Austausch von tierischen und pflanzlichen Lebensmittel vorzunehmen z.B. durch Milch vs. Soja-, Mandel-, Hafer-, Dinkel-, Reisdrink, Jogurt vs. Soja-Alternativen und Fleisch, Geflügel vs. Tofu, Hülsenfrüchten.

 

Birgit Blumenschein, Diätassistentin/Dipl. Medizinpädagogin

Kerstin Lemper, Diätassistentin

Diät- und Ernährungstherapie

Telefon 0177 – 7502243   www.et-blumenschein.de

 

1 Bundeszentrum für Ernährung (2022): Planetary Health Diet https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/lagern-kochen-essen-teilen/planetary-health-diet/

2 Ludewig et al. (2022): Planetara Health Diet. Förderung nachhaltiger pflanzenbasierter Ernährung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. (Teil 1 und 2) ErnährungsUmschau (5) 73-81 und (6) 82-87

3 Parlasca & Qaim (2022): Meat consumption and sustainability. Ann Rev Resour Economics 14(6) 6.1-25

 

Thema des nächsten Newsletters September/2022:

Wie is(s)t der digitale Typ?